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Orpingtonente

kälteunempfindlich, frohwüchsig, zutraulich, gute Futtersucher

Orpington Ente auf einer WieseLinda Bestwick / shutterstock.com

Steckbrief: Orpingtonente

Herkunftsland

England

Eigenschaften

kälteunempfindlich, frohwüchsig, zutraulich, gute Futtersucher

Farbschläge

gelb

Eier

70 g

Farbe der Eier: Grün

Mindestgewicht für Bruteier

70 g

Legeleistung

90 Eier / Jahr

Gewicht Erpel und Ente

Ente: < 2,5 kg, Erpel: < 3 kg

Brutlust

20 %

Flugfähigkeit

20 %

Platzbedarf

70 %

Gut zu wissen

London war der Nabel der Welt und platzte aus allen Nähten. Geflügel lässt sich leicht vermehren und hat eine sehr gute Futterverwertung. Es ist kein Zufall, dass ab 1850 die Geflügelzucht zum regelrechten Hobby der Betuchten wurde. Demnach erzüchtete William Cook kurz vor 1900 seine Orpingtonente in unmittelbarer Nähe zu London.

Die mittelschweren Enten legen viele Eier, erreichen schnell die Schlachtreife und liefern vorzügliches Fleisch. Deswegen haben sich diese Zweinutzungsenten schnell auf das Festland, aber auch bis in die neue Welt verbreitet. Selbst heute sind es noch einfache und damit perfekte Enten für Selbstversorger.

Haltung

Die Tiere reifen schnell, brauchen verhältnismäßig wenig Kraftfutter und nutzen ihren Auslauf sehr gründlich. Nicht nur das, sie lassen sich gut als größere Herde halten, kommen kaum über niedrige Zäune und trotzen dem Wetter. Es handelt sich also um perfekte Enten für einstige Landwirte oder heutige Selbstversorger.

Ansprüche

Insgesamt liegen Orpingtonenten mit ihren Bedürfnissen dicht an anderen Wirtschaftsenten: Sie wollen nie alleine leben und wünschen eine saftige Weide mit einigen Schattenstellen. Orpingtonenten brauchen unbedingt eine Wasserstelle und für den Winter ein schützendes Entenhaus.

Hinweis

Wer lediglich einige Jungenten bis zum Herbst mästet, würde mit einem geschützten und trockenen Unterstand bereits auskommen.

Wasserstelle

Enten verschlammen natürliche Gewässer, der Zutritt sollte also befestigt sein. Für ein paar Exemplare würde auch eine passende Teichwanne reichen. Die Enten müssen zumindest immer aus dem Wasser kommen können, sehr dreckiges Wasser wäre zu erneuern.

Orpingtonente im EntenteichFabian Junge / shutterstock.com

Auslauf und Stall

Greifvögel würden höchsten die heranwachsenden Küken erbeuten, die ohnehin erst im geschützten Bereich bleiben sollen. Aber Füchse und Marder erlegen selbst ausgewachsene Orpingtonenten, weswegen der Entenstall sicher sein muss. Einstreu aus Stroh, im Winter etwas dicker, würde bereits genügen. Eine sichere Entenklappe und Marderdraht vor den Luftöffnungen und Schwachstellen macht alles sicherer. Ganz ohne Lüftung geht es meistens nicht, selbst wenn auf keinen Fall Zugluft entstehen soll.

Der Entenstall soll pro Ente wenigstens 1 m² erreichen, weil ein Bereich für Trockenfutter und Wasser noch zu erhöhen ist. Ein altes Gartenhaus oder ein Bereich im Nebengebäude erfüllen mit kleinem Umbau also den Zweck.

Die Wirtschaftsenten sind in ihrer Entstehung keine Schmusetiere gewesen und können auch heute noch scheu sein. Wer sich jedoch mit seinen Orpingtonenten befasst und Zeit investiert, hat dennoch anhängliche Enten. Es handelt sich zumindest um perfekte Enten für Anfänger und Selbstversorger mit großem Auslauf.

Eier und Legeleistung

Heutige Orpingtonenten sind nicht mehr ganz auf ihrer alten Höhe. Dennoch legen sie rund 90 Eier im Jahr. Diese sind weiß, grünweiß oder grün und liegen bei 65 Gramm, Bruteier sollen jedoch auf 70 Gramm kommen. Es kann deswegen besser sein, die Enten erst im zweiten Jahr in den Zuchtstamm zu geben.

Legeleistung und Eier der EnteLinda Bestwick / shutterstock.com

Sie kommen nur selten in Brutstimmung, weswegen Leihenten oder der Inkubator vorzuziehen sind.

Enteneier in der Küche

Geschmacklich kommen Eier der Orpingtonenten bei Hühnereiern locker mit und waren deswegen sehr beliebt. Doch wegen einiger Vorfälle mit Salmonellen durch Eier von Wassergeflügel wurde 1936 in Deutschland sogar eine erste „Verordnung für Enteneier“ beschlossen. Mit dem Bundesgesetzblatt von 1954 hatte auf jedem Ei „Entenei! 10 Minuten Kochen!“ zu stehen. In der ehemaligen DDR war die Abgabe zum Verzehr sogar komplett verboten.

Unser Tipp

Auch heute ist dem Wassergeflügel ein Befall mit Salmonellen schwerer oder gar nicht anzumerken, da diese damit besser fertigwerden. Eine Übertragung durch die Eier lässt sich weiterhin durch besonders gründliches Kochen oder Garen vereiteln.

Küken

Die Küken der Orpingtonenten sind in der Aufzucht nicht schwieriger, als andere Entenküken. Naturbrut kommt jedoch selten vor, ist dann aber vielversprechend.

Nach dem Schlupf sollen die Küken erst komplett trocknen und anschließend aus dem Inkubator in die Kükenbox mit Wärmequelle gesetzt werden. Hier soll es mehrfach täglich frisches Wasser und passendes Starterfutter für Enten geben. Auch auf die Hygiene ist zu achten.

Nach einigen Tagen wollen die Entenküken ein paar grüne Halme von der Wiese oder Kräuter und Salat für die Vitamine. Außerdem sollen sie wenigstens für einige Stunden einen Zugang zu einer Bademöglichkeit mit einfachem Ausstieg haben.

Wenn das Gefieder bereits vor Zugluft und Kälte schützt, können die Küken bei mildem Wetter in einen kleinen Auslauf. Wenn sie etwas robuster sind, können sie auf die Weide und brauchen nur noch bei Schlechtwetter drinnen bleiben.

Kurz nach dem Schlupf lässt sich den Küken bereits ihr späterer Farbschlag ansehen.

Geschlecht erkennen

Nach einigen Wochen quaken die Enten laut, die Erpel krächzen leiser und bilden ihre typische Schwanzlocke. Außerdem sind Erpel etwas dunkler und mit dem oberen Hals und Kopf, aber auch zum Ende des Rückens dunkelbraun. Auch die Enten sind in diesen Bereichen leicht satter gefärbt und zeigen gelegentlich hellere Bereiche an Flügeln und Rücken. Doch die Erpel sind braungelb währen die Enten auch orangegelb erscheinen.

Unter guten Bedingungen haben Erpel nach rund vier Monaten bereits ihr Gewicht angesetzt. Es lohnt, ihnen wenigstens diese Zeit zu geben, da ihr Fleisch geschmacklich dazugewinnt.

Farben und Farbschläge

Anerkannte Farbschläge:

  • gelb (ledergelb)

Für wen eignet sich die Orpingtonente?

Die Orpingtonente vereinigt drei Eigenschaften in einer Rasse: Sie legt sehr viele Eier, bietet sehr schmackhaftes Fleisch und lässt sich zugleich sehr einfach und mit wenig Aufwand halten. Deshalb ist sie die erste Wahl für Selbstversorger. Steht den Enten zudem noch ein großes Auslauf zur Verfügung, suchen sie sich den Großteil ihres Futters selbst.

Doch auch für Familien mit Kindern bietet sich die zahme und ausgeglichene Orpingtonente an.

Gut zu wissen

  • Der Geflügelhändler William Cook erzüchtete nach dem Orpington Huhn die Orpingtonente. Beide Zuchtlinien punkten durch eine interessante Lege- und Fleischleistung. Vielleicht war es ein Hobby, doch einige Bauern konnten dem Geflügelhändler anschließend besseres Geflügel liefern.
  • Wurden ledergelbe Orpingtonenten erstmalig 1897 in London ausgestellt, dauerte es in Deutschland noch etwas. Im Jahr 1919 wurden 20 Exemplare in Leipzig vorgestellt.
  • In der Anfangszeit waren erst die Namen gelbe oder ledergelbe Ente gebräuchlich, bis sich Orpingtonente durchsetze.
  • Im Vergleich zu anderen Wirtschaftsenten sind Orpingtonenten weniger gierig und bringen dennoch Leistung mit früher Schlachtreife. Dieses trägt wohl zu ihrem einstigen Erfolg bei.
  • Das Fleisch der Orpingtonenten ist saftig zart mit geringem Fettanteil und insgesamt wohlschmeckend. Bei passender Fütterung erreichen Erpel über 3 kg.
  • Englische Quellen nennen eine Legeleistung von über 200 Eiern im Jahr. Deutsche Züchter räumen ein, dass die selten gewordenen Zweinutzungsenten nicht mehr ihre alte Leistung erreichen.
  • Die ledergelben Orpingtonenten sind spalterbig. Wer zwei Exemplare kreuzt, erhält zu 50 % wieder die ledergelben, aber jeweils zu 25 % reinerbig weißlich gelbe und dunkel wildfarbige Orpingtonenten. Letztere sind in Deutschland nicht als Farbschläge anerkannt. Der BDRG benennt das ledergelb als gelb.
  • Wer die weißlich-gelben und gelb-wildfarbigen kreuzt, erhält ausschließlich ledergelbe. Aussteller kreuzen jedoch meist die weißlich-gelben mit den ledergelben Exemplaren.
  • Wer seine Orpingtonenten ausstellen möchte, sollte sie vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. Diese bleicht das Gefieder aus. Wer Mais und Möhren verfüttert, kann dem Problem entgegenwirken.

Die Entenrasse Orpingtonente

Ursprünge der Orpingtonente

William Cook war zu seiner Zeit ein angesehener Geflügelhändler, der auf seinem Anwesen Orpington House bei St. Mary Cray in Orpington lebte. Hier züchtete er verschiedene Nutzrassen wie die Orpington Hühner oder die Orpington Ente. Er stellte dabei immer die Leistung, aber auch die Erscheinung in den Fokus. Aufgrund seiner Erfahrung war er sehr erfolgreich, wobei misslungene Zuchtversuche heute vielleicht nicht mehr bekannt sind. Er nannte seine Rassen nach seinem Anwesen und stellte ledergelbe Exemplare erstmals um 1897 in London auf der Dairy Show aus. Am 19.01.1900 wurde sie in der Fachzeitschrift „Feathered World“ vorgestellt.

Entwicklung der Rasse Orpingtonente

Als Geschäftsmann wollte William Cook seiner Konkurrenz keine Tipps geben. Deswegen lässt es sich nicht schlüssig klären, welche Rassen in seine Erzüchtung einflossen. Andere Züchter und Geschäftsleute waren durchaus neugierig und fragten nach. Doch die gelegentlichen Auskünfte widersprachen sich. Als gesichert gilt, dass er die Orpingtonente um 1890 bis 1900 auf seinem Anwesen Orpington-House erzüchtete.  Dieses liegt in der Grafschaft Kent, welche am hungrigen London angrenzt und sich für Landwirtschaft sehr gut eignet.

Anfangs gab es gelbe, braune, schwarze und blaue mit weißem Latz, letztendlich blieben jedoch nur die gelben über. Nur dieser spalterbige Farbschlag verbreitete sich ab 1902 in Deutschland, andere Quellen sprechen von 1908. Die Anerkennung erfolgte 1910 im British Poultry Standard und 1914 im American Poultry Associations Standard of Perfection, beide mit ledergelb.

William Cook hat zu Lebzeiten erklärt, er habe Aylesburyenten, Cayugaenten, Rouenenten, khakifarbige Campbellenten und Laufenten als Ausgangsrassen verwendet. Dem gegenüber besagt eine andere Quelle, er habe sie allein aus Landenten hervorgebracht.

Zur einstigen Zeit gab es Pommernenten oder Landenten in Gelb und Schwedenenten bringen den Latz für die verschwundenen braunen und blauen Varianten mit. Die aufgerichtete Haltung kann hingegen auf Laufenten zurückgehen. Kenner vermuten also, dass diese Rassen, aber vermutlich auch Rouenenten, Aylesburyenten, Cayuga- und khaki Campbellenten einflossen.

Andere Fachleute tendieren auf gelbe Schwedenenten, deren Legetätigkeit mit Laufenten und Campbellenten verbessert wurde.

Heutige Bedeutung der Orpingtonente

In den 1920er und 1930er Jahren waren Orpingtonenten auch in Deutschland beliebt. Einst passten sie zeitgemäß in die Landwirtschaft, heute hingegen nicht. Auch wegen der damaligen Vorkommnisse mit Salmonellen sind Legeenten und damit auch die Orpingtonente aus der deutschen Landwirtschaft gewichen. Für die Mast sind inzwischen Pekingenten, Warzenenten und deren Mullarden interessanter. Die einstige Wirtschaftsente ist deswegen nur noch ein Schatten vergangener Zeiten und kommt bei weitem nicht mehr auf die alte Legeleistung.

Heutige Orpingtonenten reichen dennoch für Selbstversorger und Hobbyhalter. Aber auch Erhaltungszüchter und Aussteller haben viel Freude an diesen robusten Enten. Doch ihre kommerzielle Bedeutung ist vergangen und daran wird sich kaum etwas ändern.

Zuchtbemühungen und Maßnahmen zum Rassenerhalt

In Deutschland wurden um 1990 nur noch 70 Zuchttiere gezählt und in anderen Züchternationen sah es vermutlich ähnlich schlecht aus. Inzwischen sind es wieder hunderte Orpingtonenten. Die TGRDEU zählen von 2000 bis 2016 jeweils rund 300 bis 400 Zuchtenten und über 100 Erpel.

Die eigentliche Situation dürfte jedoch besser aussehen, da vermutlich nur ledergelbe Orpingtonenten gezählt werden. Die weiß-gelblichen und gelb-wildfarbenen würden diese Zahlen also noch verdoppeln. Außerdem verteilen sich die Enten nicht auf viele Farbschläge, sie lassen sich alle problemlos kreuzen.

Dennoch führt die GEH Orpingtonenten in Kategorie II als stark gefährdet. Auch im Heimatland England gelten diese Enten zumindest zwischenzeitlich als gefährdet.

In Deutschland wird die Rasse im Sonderverein der Entenzüchter Deutschlands betreut.

Zuchtziele der Orpingtonente

Die gezielt erzüchtete Orpingtonente war auf Lege- und Fleischleistung getrimmt, heute geht es eher um den Erhalt vom Typ. Die mittelschwere und deutlich aufgerichtete Ente mit walzenförmigem Rumpf wirkt mit dem straffen Gefieder gedrungen.

Der lange und zu den Seiten gerundete Rücken ist fast gerade, aber minimal nach oben gewölbt. Die angehobene volle Brust ist gut gerundet und geht in den vollen Bauch über. Dieser bildet fast eine Parallele zum Rücken.

Der Entenkopf ist länglich schmal ohne Backenbildung. Die Stirn setzt flach an, die dunklen Knopfaugen sitzen weit oben mittig im Schädel. Der mittellange orange Schnabel geht bei Enten während der Legesaison über schmutzig fleischbarbig bis ins bleifarbige über. Die Firstlinie ist leicht eingebogen, die Spitze mündet in einer dunklen Bohne. Der Schnabel geht fließend in die flache Stirn über, der Schädel übernimmt die Rundung bis in den leicht geschwungenen Hals.

Fest liegen die Flügel auf dem Rücken an, die Spitzen kreuzen sich nicht. Rein optisch wirken die Flügel bereits zu klein, als dass sie die schweren Enten tragen könnten.

Unter dem Gefieder verdeckt liegen die mittellangen Schenkel. Die orangen Läufe ragen hinter der Körpermitte hervor, wodurch der um 45° aufgerichtete Rumpf mit dem Hintern noch Bodenabstand vorweist. Dieser steigt fließend in das waagerecht bis angehoben getragene kurze Schwanzgefieder auf. Erpel bilden ihre typische Schwanzlocke. Die Läufe dürfen nicht zu starkknochig erscheinen.

Es gab oder gibt verschiedene Farbschläge, in Deutschland ist nur „gelb“ als das spalterbige ledergelb anerkannt. Die Gene für weiß-gelblich und gelb-wildfarben ergeben dieses Ledergelb. Wenn also die reinerbigen Fehlfarben verpaart werden, entstehen immer ledergelbe Exemplare. Diese würden wieder zu jeweils 25 % weiß-gelbliche und gelb-wildfarbene ergeben, welche in einigen Ländern ebenfalls als Farbschläge anerkannt werden.

Bei den Ledergelben soll die Grundfarbe möglichst gleichmäßig sein, bei Enten etwas heller. Auch diese sind häufig am oberen Hals, dem Kopf und zum hinteren Rücken dunkler und zum Unterbauch heller. Doch Erpel sollen einen regelrecht schokoladenbraunen Hals und Kopf vorweisen. Das Untergefieder ist zumindest heller als die Grundfarbe.

Kurz und bündig lauten die Zuchtziele

  • Erhalt des Typs und der Zeichnung
  • Festigung der Leistungswerte
  • robuste und frühreife Ente
  • fleißige Futtersucher und gute Futterverwertung