Hinweis
Das Brabanter Huhn ist eine der ältesten europäischen Hühnerrasse und gilt heute als Zierhuhn. Es unterscheidet sich vom Brabanter Bauernhuhn durch seinen Hörnerkamm, welcher bei Hahn und Henne vor der Helmhaube ausgeprägt ist.Trotz der schönen Erscheinung in mehreren Farbschlägen sind Brabanter selten. Deswegen werden häufig die nahe verwandten und sehr vitalen Eulenbarthühner eingekreuzt, wodurch einige Rassemerkmale wie die Zeichnung oder die Dreiteilung der Bärte leiden.
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Haltung
Charakter
Von Natur aus sind die nobel erscheinenden Brabanter eher scheu, lassen sich jedoch mit Geduld und etwas Futter zähmen. Sie werden aber nie zu Schoßhühnern und wirken gelegentlich sogar unfreundlich. Im Wesen sind sie ruhig, genügsam und brauchen keinen großen Hühnerstall, dieser muss jedoch vor Wind und Wetter schützen.
Auslauf
Das Brabanter Huhn benötigt einen großen Auslauf, der entweder von einem hohen Zaun umgeben oder mit einem Netz überspannt ist.
Einfacher ist es, die gut fliegende Hühnerrasse frei laufen zu lassen, wenn dieses möglich ist. Werden die Hühner fündig, suchen sie fleißig nach Futter und brauchen weniger Futtermittel.
Bart und Haube
Das Brabanter Huhn hat eine relativ kleine Haube. Doch wegen der Bärte soll die Fütterung samt der Tränken auf Bart- und Haubenhühner angepasst werden. Verklumpende breiige Nahrung ist zu meiden.
Die Bärte sind gelegentlich auf Ektoparasiten zu prüfen.
Insgesamt gelten diese bewegungsfreudigen und fleißig suchenden Hühner als robust. Wichtig bleibt, dass sie viel Bewegung haben, da sie sonst schnell verfetten und dann deutlich schlechter legen. Wer nur einen mittelgroßen Auslauf anbieten kann, soll deswegen regelmäßig Körner in die Einstreu des Hühnerstalls geben, damit die Hühner scharren.
Diese alte Hühnerrasse eignet sich also für Hühnerhalter mit großem Auslauf, die ein paar Eier, aber keine Schoßhühner wünschen. Fürs Auge können Brabanter dann wieder mit anderen beliebten Hühnerrassen konkurrieren.
Eier und Legeleistung
Die Hennen legen im ersten Legejahr 140 rein weiße Eier, die rund 55 Gramm wiegen. Das Mindestgewicht für Bruteier beträgt 52 Gramm. Der Halter kann die Eier im Frühjahr und Sommer einsammeln. Es wird berichtet, dass sie auch im Herbst und sogar im Winter vereinzelt legen.
Küken
Die Küken der Brabanter können wie die anderer Hühnerrassen in einer geschützten Kükenbox mit Wärmeplatte aufgezogen werden. Sie scheinen weder empfindlicher, noch genügsamer zu sein, sie wachsen allerdings sehr langsam. Demnach fangen die Hennen erst nach 6 Monaten mit dem Legen an.
Diese werden zwar gelegentlich brütig, dennoch greifen viele Züchter auf Kunstbrut zurück.
Brabanter Huhn kaufen
Durch ihre kleine Haube und ihren imposanten Bart, fallen die Brabanter Hühner auf. Das Interesse an dieser Rasse ist groß und viele Einsteiger möchten die Brabanter kaufen. Allerdings ist es nicht immer leicht einen Züchter dieser Hühner zu finden. Und gerade bei dieser Hühnerrasse ist es ratsam, einen örtlichen Züchter zu haben, der dem Anfänger die Besonderheiten von Bart und Haube erklärt und bei Fragen unterstützt.
Doch auch wenn kein Brabanter Züchter im Umfeld wohnt hilft der „Sonderverein der Züchter des Brabanter- und Zwergbrabanter-Huhnes“ Anfängern mit vielen Tipps und Ratschlägen weiter. Auch Bruteier und Brabanter Hühner kann man dort kaufen. Dabei kann man sich sicher sein, dass man besonders hochwertige Hühner erhält. Kann man sich nicht nur als Halter, sondern auch für die Zucht dieser Hühnerrasse begeistern, findet man bei diesem Sonderverein einen hervorragenden Einstieg und kann einen wertvollen Beitrag zum Erhalt dieser Rasse leisten.
Farbschläge
Anerkannte Farbschläge:
- schwarz
- weiß
- blau gesäumt
- gesperbert
- perlgrau
- silber
- gold
- chamois
- blau-gold
Gut zu wissen
- Brabanter gehören zu den ältesten europäischen Hühnerrassen und werden selbst heute in fast unveränderter Form weiter gezüchtet.
- Der niederländische Maler Melchior de Hondecoeter lebte von 1636 bis 1695. Im Jahr 1668 malte er ein Gemälde mit Hühnern, welche den heutigen Brabantern deutlich ähneln.
- Erstmalig in Deutschland aufgetaucht oder zumindest erstmalig ausgestellt wurden Brabanter im Jahr 1854 in Görlitz. Robert Oettel präsentierte schwarze und gesperberte Exemplare.
- Um 1865 wurde diese Hühnerrasse vorübergehend „Hamburger Prachthuhn“ genannt.
- Als alte Hühnerrasse flossen Brabanter vermutlich in viele andere Rassen entscheidend ein. Sie waren mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschlaggebend für die Entstehung der Appenzeller Spitzhauben, die einen ähnlichen Federschopf ausbilden.
- Es besteht eine Verwechslungsgefahr zu den „Brabanter Bauernhühnern“ (auch Brabançonne genannt), die jedoch in etwa zeitgleich bei Brüssel entstanden. Diese haben einen nach hinten weisenden Schopf und keine Bärte. Hähne bilden einen mittelgroßen Stehkamm, Hennen einen Wickelkamm und legen deutlich mehr und schwerere Eier. Allein an diesen Details lassen sich beide Rassen vom Laien bereits unterscheiden.
- Brabanter reifen lange und legen eher mittelmäßig – die wirtschaftlichen Eigenschaften sind also unterdurchschnittlich. Deswegen wird diese Hühnerrasse zu den Zierhühnern gerechnet.
- Brabanter werden auch als Helmhaubenhühner bezeichnet. Ein anderer Begriff für die Haube ist „Rasierpinselhaube“.
- Neben der Großform gibt es die Zwerg-Brabanter in acht Farbschlägen. Der blau-goldene Farbschlag fehlt und wurde damit nicht anerkannt. Zwerg-Brabanter sind sogar noch seltener, als die Großform.
- „Brabanter“ werden viele mit der belgischen Pferderasse Brabanter assoziieren. Diese wird auch als Belgisches Kaltblut, Flamländer und Flämisches Pferd bezeichnet.
Die Hühnerrasse Brabanter
Ursprünge der Brabanter
Niederländische Seefahrer brachten einst Pawlowa Hühner aus Russland mit heim. Diese oder deren Nachfahren und einstige Landhühner waren vermutlich die Urahnen heutiger Brabanter. Der Entstehungsort oder Ort der ersten Bekanntheit dieser Hühner ist Brabant beziehungsweise Nord-Brabant. Diese niederländische Provinz grenzt an Belgien. Die Rassebezeichnung „Brabanter“ wird nachweislich ab 1896 verwendet.
Entwicklung der Rasse Brabanter
Russische Pawlowa Hühner erreichten die Niederlande mit der Seefahrt bereits früh. Diese brachten die Hauben mit, die in andere Rassen einflossen. Demnach wird vermutet, dass diese Hühnerrasse beziehungsweise Crève-Coeur mit einstigen Landhühnern zu Brabantern verschmolzen. Dieses geschah im 16., doch spätestens bis Mitte des 17. Jahrhundert. Zu diesem Zeitpunkt entstanden immerhin erste Abbildungen von sehr ähnlichen Hühnern.
Eine Zucht nach Rassestandard etablierte sich für Hühner erst ab 1850. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die Rasse vermutlich nur erhalten. Möglicherweise wurden die Hühner mit der besten Leistung selektiert, bevor später ein Rassestandard definiert wurde. Zumindest lieferten andere Hühnerrassen die bessere Leistung, wodurch Brabanter um 1900 in den Niederlanden schon vom Aussterben bedroht waren. Durch Importe aus anderen Ländern, vor allem aus Deutschland, konnte die niederländische Linie erhalten werden.
In Deutschland und Frankreich flossen zwischenzeitlich La Flèche ein.
Brabanter sind derart selten, dass die Blutlinie sehr oft mit den nahe verwandten Eulenbarthühnern aufgefrischt wird. Der Hörnerkamm vererbt sich dominant, wodurch die F1-Generation schon als Brabanter durchkommt. Eulenbarthühner müssen einen runden Bart ausbilden und mit den Farbschlägen, die bei Brabantern getupft sind, „gelackt“ erscheinen. Die Einkreuzungen in die Brabanter erfolgen so häufig, dass die Dreiteilung der Bärte und die Tupfung sichtbar leiden.
Heutige Bedeutung der Brabanter
Mit dem Aufkommen produktiver Legerassen wie den Leghorns und später den Legehybriden wurden Brabanter sehr selten.
Wegen der hübschen Erscheinung sind Brabanter interessante Zier- und Ausstellungshühner. Als Genpool könnten Brabanter zudem noch für künftige Kreuzungen interessant werden.
Zuchtbemühungen und Maßnahmen zum Rassenerhalt
In Westdeutschland betreute der „Sonderverein der Züchter seltener Hühnerrassen“, in Ostdeutschland der „SZG der Haubenhühner“ die Brabanter bis 1991. Es gründete sich nun die Interessengemeinschaft der Brabanter. Aus dieser entstand im Jahr 1992 der Sonderverein der Züchter des Brabanter Huhnes. Bereits ab 1994 werden hier auch die Zwerg-Brabanter betreut.
Trotz der hübschen Erscheinung und des eigenen Sondervereins sind Brabanter sehr selten. Konnte die Zentrale Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen für das Jahr 2000 noch 227 Hennen und 54 Hähne als Zuchttiere zählen, so waren es im Jahr 2016 nur 116 Hennen und 34 Hähne bei 26 Züchtern. Allein der Farbschlag Chamois hat mit 50 Hennen und 14 Hähnen noch ansatzweise ausreichend Zuchttiere. Die Weißen kommen auf gerade einmal 5 Hennen und 1 Hahn und die Gesperberten oder Perlgrauen tauchen in der Erfassung der TGRDEU nicht einmal auf.
Auch in anderen Ländern steht es um die in ganz Europa verbreiteten Brabanter schlecht, weswegen ständig Eulenbarthühner zur Auffrischung der Blutlinie einfließen. Das geht jedoch auf Kosten einiger Rassemerkmale wie den dreigeteilten Bart und die halbmondförmigen Tupfen zum Federende der silbernen, goldenen, blau-goldenen und chamois-farbenen Brabanter.
Zuchtziele der Brabanter Hühner
Die lebhaften Brabanter Hühner sind ein typisches, eher leichtes und mittelgroßes Landhuhn mit leicht aufrechter Haltung und mittelhoher Stellung.
Diese Hühnerrasse zeichnet sich durch den „Rasierpinsel“ beziehungsweise die sogenannte Helmhaube aus. Die Form der Federhaube gleicht dabei den alten Helmen spanischer Soldaten oder einem seitlich zusammengedrückten Helm. Die vertikalen Federn sollen nach oben spitz zulaufen. Brabanter bilden keine Schädelprotuberanz. Vor allem Vollhaubenhühner bilden diese Schädelwölbung, aus der dann die Hauben-Federchen herauswachsen. Bei Brabantern ist hingegen nur die Kopfhaut des mittelgroßen und breiten Kopfes verdickt.
Vor der Helm- beziehungsweise der Rasierpinselhaube soll der V-Förmige rote Hörnerkamm stehen, welcher bei Hennen häufig nicht gut zur Geltung kommt. Dieser Hörnerkamm weist gegen die Haube, die vorderen Haubenfedern sollen leicht nach vorne neigen.
Das dritte rassetypische Merkmal sind die Federenden der Farbschläge silber, gold, blau-gold und chamois. Sie sollen mit einem halbmond- beziehungsweise sichelförmigen schwarzen Tupfen abschließen. Ein Vollsaum oder rundliche Tupfen sind unerwünscht.
Die Nasenlöcher sind auf den mittellangen und nach unten gebogenen kräftigen Schnabel aufgeworfen, es entsteht ein hufeisenförmiger Nasensattel. Teils bildet sich eine Fleischwarze. Die Schnabelfarbe lehnt sich an die Lauffarbe an.
Bei den Nasenlöchern, zum Schnabel und zu den Augen sind die Gesichter rötlich, aber zum großen Teil durch die Bärte verdeckt. Die Kehllappen sollen fehlen oder wie die kleinen weißen Ohrscheiben vom deutlich dreigeteilten Bart verdeckt werden. Dieser ist federreich und geht seitlich fast bis auf Augenhöhe. Die großen sowie lebhaften Augen sind meist orange und sonst rötlich.
Hähne bilden einen reichlich besichelten großen Hahnenschwanz, den sie hoch, aber nicht steil und etwas gespreizt tragen. Die langen Sicheln sind breit und stark gebogen. Die vielen Nebensicheln verleihen das Volumen. Neben dem Hahnenschwanz bilden Hähne am aufrechten und leicht gebogenen Hals einen vollen und gut entwickelten Halsbehang. Der Sattelbehang wird ebenfalls voll ausgebildet.
Der Rücken ist mittellang und leicht abfallend. Der Rumpf setzt vorne breiter an und wird dann schmaler. Die Brustlinie fließt vom mittellangen Hals zu den Läufen in einem gut gerundeten Bogen. Der Bauch ist vergleichsweise schwach entwickelt.
Die kräftigen Flügel werden anliegend getragen. Die mittellangen Schenkel sind ebenfalls straff befiedert. Bis auf Hahnenschwanz und Hals- sowie Sattelbehang oder Daunenbereiche der Henne ist das Gefieder der Brabanter straff anliegend.
Die Hennen unterscheiden sich vom Hahn durch die typischen rassespezifischen Unterschiede. Sie bilden ihren Rumpf gedrungener aus und tragen diesen etwas waagerechter als die Hähne. Ihr Stand ist etwas niedriger.
Die federlosen Läufe sind blaugrau und bilden einen breiten Stand. Nur bei den weißen und gesperberten Exemplaren sind sie fleischfarben.
Kurz und bündig lauten die Zuchtziele:
- Erhalt der Helmhaube mit vorgelagertem Hörnerkamm
- deutlich dreigeteilter Bart
- halbmondfärmige schwarze Tupfen an den Federenden einiger Farbschläge
- Auffrischung der Blutlinie zur Vermeidung von Inzucht-Effekten
- Festigung der Gesamterscheinung
- Erhalt der stark bedrohten Rasse